Meine Überlebenshilfen
für Borderline
Das Leben verläuft in Wellen, lehrt uns schon das Meer.
(unbekannt)
Was mir half, mit Borderline zu (über-) leben
Tatsächlich ist das die letzte Seite, die ich schreibe und ich habe sie hinausgezögert. Auch die anderen Inhalte machen mich nachdenklich, doch auf dieser Seite spreche ich von Menschen, Tieren, Umständen, die mich wirklich retteten.
Ich erinnere mich oft an eine Stunde mit meiner Psychotherapeutin Anja, die mich so unterstütze. Ich war am Weinen und sagte zu ihr: "Siehst du nicht, dass ihr um etwas kämpft, was ich schon lange aufgegeben habe? Ich will nicht mehr leben." Anja sah mich an und sagte: "Ja, Johanna, ich weiß, aber wir schaffen das." Ich bin so berührt davon.
Ich spreche von Menschen, die ich anschrie, dass ich ihnen den Tod wünschte, ich verletzte sie bewusst, um wieder eine Distanz zu schaffen. Ich wollte niemanden hinter meiner Schutzmantel lassen - den Mantel, der mir zusichert: Wenn jemand dich verlässt, ist es nicht so schlimm, weil er nie so nah war. Diesen Mantel spüre ich immer wieder, einerseits macht er mich traurig, andererseits schafft er mir eine Sicherheit in der ich ruhiger bin. Ihr kennt das vielleicht.
Nun aber dazu, was mir besonders half und hilft auf dem Weg zur Heilung. Ihr lest jetzt Folgendes:
Stationäre Therapie für Sucht- und Verhaltensstörungen
Das schöne in der stationären Therapie ist das aufgefangen werden. Ich konnte endlich ein wenig abschalten von meinen Stimmen und meiner Verzweiflung. Da sind professionelle Therapeuten, die mir zeigten, was ich brauche. Sie fangen mich auf und kennen mein Krankheitsbild. Ich war in einer Einrichtung, die Einzel-, Gruppen- und Soziotherapie kombinierte. Zusätzlich dazu gab es Arbeitsbereiche, in denen ich wieder Halt und Struktur fand.
Struktur ist eine der wichtigsten Dinge für die Heilung. Kleine Erfolgserlebnisse gaben mir langsam wieder Mut und Vertrauen. Gespräche, in denen ich mich zeigen durfte, gaben wieder Halt. Ich kann in Worte nicht fassen, was ich in diesen Therapien lernen durfte.
Ich fand Respekt und Wertschätzung für mich. Ich lernte Vertrauen, da mit meinen Themen sehr behutsam umgegangen wurde. Ebenso lernte ich wieder Beziehungen trotz Borderline zu haben. Schritt für Schritt zeigte man mir einen Weg zurück ins Leben, das ich in meiner vierten Therapie endlich wieder als lebenswert empfinden durfte. Und mich als liebenswert :)
Ambulante Therapie
Ich nahm regelmäßig Therapie in Anspruch, manchmal hatte ich zwei Therapeuten und manchmal zweimal die Woche. Rückblickend ist es interessant, dass immer die richtigen Personen an meiner Seite waren. Folgende Therapien und Methoden halfen mir:
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EMDR und Hypnosetherapie:
Das ist Teil der Traumatherapie und wirkte bei mir sehr gut. Ich konnte mich an erstaunlich viel erinnern und so konnte ich in einer Einheit sehr viel lernen. Diese Therapieform bedingt eine gewisse Stabilität, weswegen ich um die vorigen stationären Therapien froh war.
Sehr dankbar bin ich in diesem Bereich Frau Mag. Danneberg - Psychotherapeutin, die mich mit mit der EMDR-Therapie, Aufstellungsarbeit und durch Gespräche in einer schwierigen Situation auffing, stabilisierte und motivierte. Sie lebt in Wien, doch auch online und telefonisch hat sie mich sehr unterstützt - also: wärmste Empfehlung!
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DBT-Verhaltenstherapie:
Ich finde diese Form sehr effektiv. Der Ansatz ist, dass Personen mit Borderline zuerst lernen müssen, ihre Impulse zu kontrollieren, um überhaupt überleben zu können.
So beobachtet man sich selbst: Wie angespannt bin ich, wo stehe ich? Je nach Anpsannungsgrad gibt es verschiedene effektive Übungen, die in kurzer Zeit wieder ins Hier und Jetzt zurück holen und die Anspannung reduzieren. Für mich war das Voraussetzung, um unter Menschen überhaupt entspannter leben zu können.
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Gesprächstherapie:
Auch diese Form half mir sehr. Es ist jedoch wichtig, zu spüren, welche Form man braucht. Ich hatte eine Therapeutin, die nur zuhörte und nie etwas sagte. So begann ich Probleme zu suchen, um die unangenehme Ruhe zu vermeiden - das war fatal. Seitdem sagte ich zu Beginn beim Erstgespräch, dass ich eine Therapeutin (ich wählte nur Frauen, das war mir lieber) brauche, die mir auch Feedback gibt und mich "anleitet". Durch dieses klare Ansprechen kam ich danach immer zu den richtigen.
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Aufstellungen:
Bei Aufstellungen nimmt man eine Situation oder Gefühle und stellt sie mit Figuren oder Pseon auf. Es werden innere Anteile und Erlebnisse sichtbar, die mit guter Begleitung gesundend aufgelöst werden können. Diese Form war für mich immer sehr effektiv, da ich endlich aus meinem WirrWarr raus konnte und verstand, was ablief. Besonders bei Problemen mit Beziehungen und Borderline half mir das Aufstellen sehr, um zu verstehen, was passiert.
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Gruppentherapie:
Da bin ich zwiegespalten. Ich denke, es kommt sehr auf den Leiter der Gruppe an. Wenn dieser konstruktiv ausarbeitet, was wichtig ist, Themen findet, wo alle gemeinsam lernen können, ist es sehr sinnvoll. Bei Borderline ist es schwierig, da eine große Gefahr zum Triggern besteht, das man gegenseitig etwas auslöst, was letztlich schädlich ist. Ich empfehle, gut zu prüfen, was für einen persönlich hilfreich ist und mit einer Einzeltherapie zu beginnen.
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Coaching:
Coaching geht nicht so tief wie Therapie, darf es auch nicht. Es schaut, wo ihr steht und was ihr jetzt braucht. Zwischendurch und vor allem als ich schon weiter war, half mir das. Dennoch bevorzuge ich die Psychotherapie (Gesprächstherapie, DBT etc.)
Methoden, die den Körper mit einbeziehen:
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Grinberg-Methode: Diese Methode geht davon aus, dass Traumata im Körper gespeichert werden und arbeitet mit Verspannungen. Bei mir massierte die Therapeutin dann bestimmte Punkte, was oft sehr schmerzte. Ich musste tief Hinatmen und plötzlich heulte und schluchzte ich los. Es löste schon was, doch mich überforderte es, es war mir zu viel und war eventuell auch der falsche Zeitpunkt.
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Rosen-Methode: Durch sanfte, achtsame Berührung am Körper soll man wieder zu sich finden. Auch das überforderte mich.
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Schamanische Arbeit: Ja, sogar das probierte ich. Ich ging zu einem Schamanen, der sagte, ich solle mich ausziehen und er massierte mich. Das war schon wirklich komisch. Obwohl ich mich eigentlich gut informierte, hätte ich das auslassen können. Ich empfehle euch, so etwas nur zu machen, wenn euch eine Person eures Vertrauens jemanden empfiehlt.
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Massagen: Ich nahm immer wieder bewusst Massagen, wie etwa Lomi-Lomi in Anspruch. Das konnte ich erst machen, als ich schon stabiler war. Damit wollte ich meinen Zugang zu meinem Körper verbessern. Hier nahm ich ausschließlich Frauen, da ich mich dort sicher fühlte. Es half mir zu sehen, dass mein Körper in Ordnung war.
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"Heilsames Tanzen": Das ist ein Tanzen, das gleichzeitig psychologische Aspekte einbezieht. Am Anfang war ich schockiert, weil alle so wild herum tanzten, manchmal sehr nah. Ich sagte dann, dass ich nahe tanzen nicht kann, und alle sagten mir, dass ich das nicht müsse.
Die Gruppe war wirklich sehr unterstützend. Langsam und Schritt für Schritt tanzte ich mich in die Erfahrung. Ich war erstaunt, wie heilend und wirkungsvoll das ist. Ich absolvierte je zwei Blockkurse a drei Tage.
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Tantra: FAST hätte ich es gemacht und dann kurzfristig abgesagt. Eine Erfahrene auf dem Gebiet sagte mir später, ich hätte gut entschieden. Mit den Vorgeschichten, die wir Menschen mit BPD mit uns bringen, kann es manchmal mehr kaputt machen. Auch hier bedarf es großer Achtsamkeit, was wirklich sinnvoll ist. Ich schließe es für mich jedoch nicht aus, ich habe sehr viel Gutes gehört. Doch im Moment ist es für mich nicht dran.
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Meditation: Ich habe mich im Zen-Buddhismus und Meditieren allgemein probiert. Hier muss ich zugeben, dass ich oft zu unruhig werde und auch nicht lange durchhalte. Ich spüre schon, dass es sehr wirksam sein kann, für mich habe ich aber andere Methoden zum Entspannen gefunden.
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Reittherapie: Da habe ich mich wieder gefunden. Tiere waren für mich immer unwichtig. Ich denke mit meinen Anspannungen war es auch schwierig, da Tiere dies spürten. In einer stationären Therapie brachte mir ein wirklich super Reittherapeut Pferde näher. Er machte mit mir auf dem Pferd die Entspannungsmethode Jacobson. In diesem Moment empfand ich eine tiefe Ruhe. So sah ich mir diese Pferde genauer an und merkte: Die Augen dieser Tiere sind so weise und beruhigend! Ich berührte ihr Fell und merkte, die Wärme gibt mir einen Frieden. Seither suche ich die Nähe zu Pferden, auch beruflich, da mich ihre Anwesenheit wie nichts anderes ins Hier und Jetzt holt und mich beruhigt. Pferde!
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Achtsamkeitstraining: Ich machte einen Kurs mit acht Einheiten. Das kann ich euch sehr empfehlen! Auch in der dialektisch-behavioralen Therapie werden Elemente der Achtsamkeit verwendet. Die Übungen zielen darauf ab, im Hier und Jetzt zu sein, was für Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung extrem wichtig ist. Es ist einfache und sehr effektive Methoden, die mir bei meinem Prozess sehr halfen!
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Düfte: Ich habe für mich gemerkt, dass beispielsweise Lavendel mich sehr schnell beruhigt. Es gibt verschiedene Duftlampen und ätherische Öle, mit denen man die Wirkung von Düften nutzen kann. Wobei es im Notfall auch reicht, an der Duftflasche zu riechen. Probiert euch aus und findet euren Duft, der euch beruhigt!
Natur und Tiere für die Psyche:
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Waldbaden: Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass der Wald sich positiv auf unsere psychische Gesundheit auswirkt. Da gibt es wirklich interessante Studien!
Auch mir half und hilft es. Im Wald finde ich mich selbst und meine Ruhe wieder. Ich gehe dabei bewusst und langsam, grüße die Bäume, rieche die frische Luft und den Duft des Waldes. Höre, was mir die Natur sagt - so verrückt das klingen mag, ich habe dort immer wieder Antworten gefunden!
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Kräuter: Kräuter haben psychisch und physisch eine heilsame Wirkung. Es gibt verschiedene Kräuter, wie Schafgarbe und Johanniskraut, die sich positiv auf unruhige Gemüter auswirken. Ich habe einen Kräuterkurs gemacht und Kräuterkenner gefragt - die Natur hält hier wirklich viel bereit!
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Kaltbaden: Ich fuhr oft früh am morgen zu einem Badesee, bis Oktober und ab Februar ging ich schwimmen. Es war saukalt und genau das brauchte ich. Diese starken Reize (das kann auch die Säure einer Zitrone sein, manche verwenden ein Gummiband um das Handgelenk und lassen es bei Anspannung spicken) holen mich sofort wieder in die Gegenwart und in meinen Körper.
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Reiten: Für mich sind es Pferde, die mir helfen, gesund zu werden. Vielleicht ist es bei dir ein Hund, eine Katze, ein Wellensittich? Mir halfen Pferde bei der Stimmungsregulierung, da mein Reitlehrer immer betonte, dass ich ruhig zu den Pferden müsse. Diese magischen Tiere sind so sensibel und ängstlich (es sind Fluchttiere) - ich dachte oft, lustig, ich bin wie Pferde.
Körperliche Betätigung gegen Energieüberschuss:
Mich ärgerte immer, dass alle sagten, weißt du was hilft - Sport! Sport konnte nicht die Lösung für alles sein. Tatsächlich merkte ich, Sport ist die Lösung für Vieles. Über Sport werde ich sehr viel meiner Spannungen los und kann so ruhiger unter Menschen und mir selbst sein.
Auch hier probierte ich sehr viel aus. Im Moment passt für mich wandern, reiten, radfahren und Tennis (ich mag das draufhauen). Jede Art der Betätigung gibt mir etwas Besonders, sei es Entschleunigung, Beschleunigung, Nähe zur Natur und Tieren oder Aggressionsabbau. Ich merkte, wie viel Energie ich habe.
Eine Therapeutin sagte mir: Die Energie, die ich am Tag nicht auf positive Weise los werde, richte ich am Abend gegen mich selbst - und das stimmte. Seitdem achte ich auf regelmäßige körperliche Betätigung - und vor allem einer Möglichkeit mich aus zu powern!
Musik zur Beruhigung bei Anspannungen:
Musik ist Balsam für meine Seele und gleichzeitig Gift, wenn es die falsche ist. Wenn es mir schlecht ging, wählte bewusst keine Musik, die diese Stimmung verstärkt. War ich bereits aggressiv, hörte ich keine Musik, die Aggression und Anspannung steigert. Mir halfen drei Arten von Musik:
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Klassische Musik: Mich beruhigt es so sehr, wenn ich eine klassische Musik höre. Wenn die Streicher spielen, spüre ich wie etwas über meinen Körper streicht.
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auf YouTube alles, das mit Relaxing... startet :) Ich höre sehr oft "Relaxing Piano music" mit Vogelgezwitscher oder Meeresrauschen. Diese Musik verstärkt bei mir keine negativen Gefühle, sie macht nur eines, sie beruhigt.
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selbst musizieren: Ich hatte das Glück, Musikunterricht zu bekommen. Klavier ist meine zweite Sprache geworden. Was ich verbal nicht ausdrücken kann, spiele ich über Tasten in Melodien. Manchmal ganz leise, manchmal laut und falsch. Was ich gelernt hatte, da ich auf stationären Therapien mit vielen Mitpatienten musizierte: Man muss das Instrument nicht spielen können. Spürt man die Musik, merkt man schnell: Jeder Ton ist richtig, alles ist Musik. Der Klang führt die Finger und beruhigt.
Struktur und Projekte für einen Sinn:
Was für mich sehr wichtig war und ist, ist Struktur. Ich schrieb mir genaue Pläne, wie ich den Tag gestalten wollte - exakt von wann bis wann ich was mit wem mache. Aus Erfahrung wusste ich nämlich - in jeder unsicheren Minute findet Sucht und Borderline ihren Weg zu destruktivem Verhalten. Immer, wenn ich dachte, ich stelle den Wecker ausnahmsweise nicht, ich bleibe einfach liegen - hatte ich einen Rückfall.
Psychologisch macht das für mich jetzt Sinn: Stelle ich den Wecker und stehe auf, mache mein Bett, habe ich bereits zwei Erfolgserlebnisse. Dann esse ich etwas Gesundes - drei Erfolgserlebnisse. Ich mache Sport - was für ein toller Start in den Tag. Erwachte ich irgendwann, dachte ich, der Tag ist eh schon im A****, mein Leben macht keinen Sinn. Sofort begann meine Abwärtsspirale.
Ich überlegte mir also, was für mich gut klappt, wann soll ich aufstehen, was machen. Was gut funktionierte, fokussierte ich, was nicht klappte, schloss ich aus. So fand ich immer mehr Dinge, die mir gut tun. Ich hielt mich an die Pläne bis sie Routine wurden. Irgendwann brauchte ich dann nicht mehr so strikt zu planen, da ich intus hatte, was gut für mich war.
Außerdem suchte ich mir immer "Projekte", um mir einen Sinn zu geben. Diese Projekte konnten sein:
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Zimmer aufräumen
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Körperhygiene ausgedehnter machen (Nägel feilen und lackieren etc.)
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mich über ein Thema ausgiebig informieren
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eine Wanderung machen
Diese Projekte mussten kein Ergebnis haben. Es ging nicht darum, danach nicht eine Prüfung oder ein Diplom oder etwas Materielles daraus zu machen. Aber ich nahm sie sehr ernst und verschaffte mir so einen neuen Sinn - für den Tag oder um am Morgen aufzustehen.
Zur Zeit lese ich zum Beispiel sehr viel über Körpersprache, das interessiert mich. Ich schreibe die Homepage, das ist mein Projekte und ich arbeite daran mit Herz und Seele. Ich lerne, besser zu kochen. Ich suche heraus, welche Kräuter beruhigend wirken, welche Tees :) Es gibt viele wunderbare Projekte, die auf uns warten.
Soziales und Beziehungen, damit ihr euch ausprobieren könnt:
Auch wenn es für mich manchmal oder oft unter Menschen schwierig ist: Ich brauche sie. Zwar sehe ich mich hin und wieder selbst als Einzelgänger, doch das kann ich nur machen, weil ich soziale Kontakte habe.
Ich konnte mich früher selbst nicht einschätzen, ich nahm nicht war, wie meine Stimmungen auf und ab sprangen. Ich brauchte das Feedback, ein Gegenüber, das mir zeigte, wie ich wirke. Für mich war das ein sehr langer und schwieriger Weg. Wem kann ich vertrauen, werde ich wieder verletzt?
Ich wurde wieder verletzt - und merkte: Das gehört zu Beziehungen. Verletzungen geschehen nicht immer bewusst, wie wir damit umgehen, ist das Entscheidende. Es kamen Menschen in mein Leben, die mir zeigten, ich bleibe. Dir mir sagten, dass meine Art "unter aller Sau" war - und blieben. Mir die Chance gaben, daran zu arbeiten. Sie halfen mir, mich in Beziehungen auszuprobieren - wie nah, wie oft, wie lang? Sie wollten den Mensch hinter der verletzten Fassade kennen lernen. Diese Chancen nutzte ich (ich verletze und enttäuschte immer wieder, doch es wurde nach und nach weniger) und so wuchs Vertrauen.
Beziehungen machen mir immer wieder Angst, verunsichern mich und manchmal will ich einfach wegrennen und alles abbrechen. Doch Beziehungen sind es, die mich tragen und in dunklen Stunden den Arm um mich legen und neben mir her ans Ende des Tunnels gehen.
Ich selber helfe mir zu überleben:
Was? Ich war mein eigener Anker? Genau. So wie du deiner bist. Ich rennte ständig vor uns selbst weg. Durch inszenierten Stress oder destruktives Verhalten. Ich wurde gesünder, als ich lernte, mit mir sein zu können. Das ist die Hölle und wunderschön :)
Ich habe Tage an denen ich mich zerreissen will, weil ich es in mir und mit mir nicht aushalte. Und es gibt Tage, da lache ich mit mir selber und finde mich wirklich toll. Der Weg zu einem guten Umgang mit mir selbst benötigte Übung, Zeit und die Bereitschaft, Verantwortung für mich zu übernehmen. Ich weiß, es kann beängstigend sein, "alleine mit dem Monster (Borderline)". Doch mir half, zu wissen: Ich hatte bereits ohne Borderline existiert - Borderline existiert ohne mich nicht.
Fazit, wie ich lernte, mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung zu leben:
Ich habe euch hier sehr viel geschrieben, was mir half, was ich ausprobierte. Ich fasse kurz zusammen, wo ich euch empfehle, den Fokus drauf zu legen:
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Struktur: am Morgen aufstehen, gesund frühstücken, habt ihr keine Arbeit - sucht euch Projekte. Plant euren Tag (z. B. 8 Uhr aufstehen, 8.15 Uhr Frühstück, 8.45 Uhr Arbeitsbeginn / Projekt usw.)
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Körperliche Betätigung, besonders in der Natur: Im Fitnessstudio kann es auch schön sein, doch für mein Gemüt ist es gerade im Wald besser. Ich versuchte nicht, ans Kalorien verbrennen zu denken. Spürt euren Körper und den Einklang mit der Natur, spürt euren Atem.
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Psychotherapie: Welche Art für euch am besten passt, manchmal muss man auch einfach ausprobieren. Solltet ihr Abbruchgedanken haben, die nicht logisch erklärbar sind - redet offen mit eurem Therapeut darüber, das ist ein Symptom der Borderline-Persönlichkeitsstörung
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Projekte, Soziales oder Hobby: Für mich war es mit Menschen auf Dauer oft schwierig - im Prinzip hatte ich Angst, dass sie hinter meine Fassade sahen. Dennoch empfehle ich euch, irgendetwas zu suchen, wo ihr doch in Gesellschaft seid. Vielleicht ein Schachclub, ein Sportclub oder auch eine Selbsthilfegruppe. War ich zu viel alleine, fiel ich sofort in Einsamkeit. Sucht euch ein Hobby, das kann auch einfach nur Holz schnitzen oder Steine bemalen sein.
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Findet die Balance: Unser Körper zeigt uns ganz genau, was wir brauchen. Wir müssen nur lernen, auf ihn zu hören und ihm zu vertrauen (klingt ganz einfach, ja :) ). Ich schlitterte von tiefem Loch in Aktionismus, Überforderung, Loch. Wenn ihr euren Tag plant, schaut, was tut mir gut, wer tut mir gut, was brauche ich. Dazu sollte auch immer ein bisschen "Me-Time" gehören. Die Zeit mit euch selbst, das auszuhalten, ist ein Schlüssel auf dem Weg zu dem Leben, das ihr verdient!
Anfügung für eine Person, für die ich sehr dankbar bin: Mama, wenn du bis hier unten Korrektur gelesen hast, danke für alles.
Meine Mutter gibt mir den Halt, den ich manchmal in mir nicht finde - auf eine Art, die nicht drängt oder einschüchtert.
Sondern mit geduldiger Liebe. Dabei kriegt sie manchmal noch eine saftige auf den Deckel von meinen Grenzposten (Nähe ist Gefahr) - weil ich im Moment noch nicht anders kann. Ich arbeite aber daran!